Jeden Tag gewinnen Menschen in Mainfranken im Durchschnitt sechs Stunden Lebenserwartung hinzu. Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Lebens- und Wirtschaftsraumes Mainfranken spielt deshalb die Gesundheitsversorgung und Lebensqualität besonders im fortschreitenden Alter eine entscheidende Rolle. Wie dies gelingen kann, zeigte das 6. Mainfränkische Gesundheitssymposium, bei dem die Region Mainfranken GmbH am 21. November 2018 Fachexperten eine Plattform für Information, Austausch und Dialog bot.
Landrat Thomas Bold, politischer Sprecher der Plattform Gesundheit der Region Mainfranken GmbH, begrüßte rund 70 mainfränkische Akteure aus den Bereichen Medizin und Pflege, Infrastruktur und Planung sowie kommunale Netzwerke im Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen. „Insbesondere für die alternde Bevölkerung ist eine zielgerichtete Gesundheitsförderung wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität. Die Region Mainfranken GmbH setzt sich in ihrer Funktion als Regionalentwicklungsgesellschaft dafür ein, die Rahmenbedingungen auch im Gesundheitsbereich zu verbessern", so Landrat Bold.
„Die steigende Lebenserwartung durch den medizinischen und technischen Fortschritt müssen wir als Chance sehen. Diese Sichtweise kommt heutzutage noch zu kurz.", so Dr. Christine Schwendner, Leiterin des Referats Demenzstrategie des Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Sie kennt die positive Entwicklung der letzten Jahre, weist jedoch zugleich auf die damit einhergehende steigende Zahl an Menschen mit Pflegebedarf hin. 60% dieser Menschen werden in Bayern zuhause betreut. Die Unterstützung und der Austausch mit den Angehörigen in Form von Beratungsstellen, Helferkreisen oder haushaltsnahen Dienstleistungen sind dabei von großer Bedeutung.
Prof. Dr. Cornel Sieber, Direktor des Instituts für Biomedizin des Alterns sowie Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin und Geriatrie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, ist einer der weltweit führenden Forscher im Bereich „Biomedizin des Alterns". „Der demografische Prozess ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. 60 Prozent der 60-Jährigen habe mindestens eine chronische Erkrankung." Die Bevölkerungsgruppe der „Älteren" sei extrem heterogen. „Es gibt nicht den alten Patienten", so Prof. Dr. Cornel Sieber. Die Behandlung verlange deshalb eine umfassende Betrachtung. Dabei steht die integrative Versorgung im Fokus. Voraussetzung hierfür sei ein interdisziplinäres Team aus Arzt, Physiotherapeut, Pflegedienst, Psychologie und Sozialpädagogen.
Wie eine erfolgreiche Umsetzung aussehen kann, zeigen bereits regionale Ansätze. „Jedes Krankenhaus muss sich in den nächsten Jahren auf eine steigende Zahl von Patienten im hohen Alter einstellen. Rund 30% der Patienten im Uniklinikum sind 70 Jahre oder älter. Die Geriatrie wird in Zukunft rasant an Bedeutung gewinnen", so Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Würzburg und fachlicher Sprecher der Plattform Gesundheit der Region Mainfranken GmbH. Mit dem Projekt „Altersgerechtes Krankenhaus" stelle sich das Uniklinikum bereits auf die neue Situation ein. Neben baulichen Anpassungen seien vor allem die verstärkte Konzentration auf die Bedürfnisse der älteren Patienten sowie die Fortbildung der Mitarbeiter wichtige Handlungsfelder. Erfolgsentscheiden für das Vorhaben sei die Kommunikation und Zusammenarbeit mit prästationären und nachstationären Versorgern, regionale Kooperation werde deshalbgroß geschrieben.
Gerade das private Wohnumfeld bietet eine Reihe von Möglichkeiten, die Selbstständigkeit pflegebedürftiger Menschen zu erhöhen und somit den Verbleib im eigenen Haus zu ermöglichen. Sebastian Dresbach, Geschäftsführer des Zentrums für Telemedizin in Bad Kissingen (ZTM) stellte das Projekt „DeinHaus 4.0" vor, welches im Masterplan BAYERN DIGITAL II im Bereich Gesundheit und Pflege gefördert wird und intelligente Assistenztechnik in den Mittelpunt rückt. „Wir konzentrieren uns auf die Komponenten Sicherheit, Komfort und soziale Teilhabe. Dabei kann der Bewohner mit Hilfe eines Tablets gewisse Steuerungsfunktionen übernehmen. In Kooperation mit einem regionalen Hersteller werden bereits Musterhäuser geplant", so Sebastian Dresbach.
Ein wichtiges Thema sind vor allem die Akzeptanz und der Umgang mit verschiedenen Krankheiten. Das KompetenzNetzwerk Demenz setzt genau hier an. „Jeder in der Gesellschaft kann auf eine demenzkranke Person treffen, sei es der Verkäufer im Geschäft oder der Polizist auf der Straße", erläuterte Sabine Hein, Verwaltungsdirektorin der Capio Franz von Prümmer Klinik in Bad Brückenau und Mit-Initiatorin des Netzwerkes Demenz. Ziel dieser Allianz sei es, die Hemmschwelle und die Scham in Bezug auf die Krankheit abzubauen und in einem regionalen Netzwerk Erfahrungen im Umgang mit Demenz auszutauschen.
Am Ende der Veranstaltung waren sich die Teilnehmer einig. Die Herausforderung des demografischen Wandels gelte es gemeinsam zu bewältigen. Das Gesundheitssymposium biete dabei eine hervorragende Plattform, um die Kompetenzen der regionalen Gesundheitsakteure bekannt zu machen und Kooperationsprojekte zu initiieren.