Abschluss des Projekts Quartett: Fallstudien für Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf
Im Rahmen des Projekts QUARTETT haben wir in Kooperation mit der Habila GmbH Tübingen und der Eberhards-Karls-Universität Tübingen 15 Fallstudien zum Einsatz von technischen Assistenzsystemen gesammelt und aufbereitet.
Damit stellt das Projekt ein übergreifendes Beratungsangebot zu technischen Assistenzsystemen für behinderte bzw. pflegebedürftige Menschen und Angehörige bereit. Alle Fallstudien verfolgen das Ziel, den Betroffenen durch den Einsatz von Technik mehr Teilhabe und Selbstständigkeit im Alltag zu ermöglichen. Für diesen Ansatz wurde dem Projektteam auch der Bundesteilhabepreis 2021 verliehen (wir berichteten auf unserem Blog).
Anlässlich des Projektabschlusses Ende März 2022 wollen wir noch einmal den Blick auf die Lösungen einiger Fallstudien lenken.
Elektronisches Türschloss
Eine Fallstudie zur elektronischen Türöffnung zeigt die Möglichkeit zur Installation eines nachrüstbaren elektronischen Türschlosses auf, um einem Rollstuhlfahrer einen barrierefreien Zugang in seine Mietwohnung zu ermöglichen. Durch die Türmotorisierung kann das Schloss sowohl von außen als auch von innen via Smartphone geöffnet werden, ohne dass ein mechanischer Schlüssel nötig ist. Ein Video auf der Projektwebseite demonstriert diese Lösung beispielhaft.
Herdüberwachung
Die Einrichtung eines Systems zur Herdüberwachung im Rahmen einer weiteren Fallstudie unterstützt Menschen mit einer kognitiven Einschränkung bei einer selbstständigen Haushaltsführung, indem eine automatische Herdabschaltung in den Backofen integriert wird. Die Herabschaltung erkennt ungewöhnlich lange Inaktivitätszeiten (wie z.B. im Falle eines vergessenen Herds) und kann den Herd automatisch abschalten. Auf diese Weise fällt der Einsatz des ambulanten Dienstes zur Einstellung des Backofens weg, während der Pflegebedürftige ein höheres Maß an Sicherheit und Selbstständigkeit erfährt.
Ortungstechnologien
Eine weitere Fallstudie erläutert den Einsatz von Ortungstechnologien, um Menschen mit Hinlauftendenzen zu unterstützen. Durch GPS-Tracker, die beispielsweise am Schlüssel befestigt oder in die Kleidung eingenäht werden, können Pflegepersonal und Angehörige den Aufenthaltsort von Menschen mit Hinlauftendenzen, die sich meist im Zuge einer Demenz entwickeln, im Blick behalten.
Transport mit dem Rollstuhl
Weniger technisch gestaltete sich der Instrumenten-Transport mittels eines Rollstuhlanhängers, der in einer Fallstudie etabliert wurde. Der Transport ermöglicht einer querschnittsgelähmten Person den selbständigen Probenbesuch eines Posaunenchors. Durch die Befestigung des Anhängers kann der Rollstuhlfahrer Türen öffnen und offenhalten, während zeitgleich sein Instrument gesichert ist.
Die Reaktionen auf die Installation technischer Assistenzsystem verhielten sich in allen Fallstudien unterschiedlich, da der Begriff Teilhabe unterschiedlich definiert wird. Während einige Klienten durch die technischen Lösungen stärkere Selbstbestimmung erfuhren, standen andere der teilweisen Ablösung der Anwesenheit des Pflegepersonals anfangs kritisch gegenüber.
Allgemein hat uns das Projekt Quartett gezeigt, dass es für viele Bedarfe und Probleme gute technische Lösungen gibt. Oftmals fehlt es an der nötigen Aufklärung und Information aller Akteure, diese auch bedarfsorientiert einzusetzen bzw. Parallelen zur eigenen Situation zu ziehen. Wir sind uns sicher, dass das Projekt Quartett mit der einfachen Aufbereitung der Fallstudien einige Beispiele aufgreift, die es Betroffenen ermöglichen, Lösungsansätze für den eigenen Alltag zu finden. Eine Übersicht zu allen Fallstudien finden Sie auf der Webseite des Projekts.