Ein zentrales Element bei der Bewältigung von Ängsten ist es, dass die Betroffenen die Angst auslösenden Situationen aufsuchen und die dabei auftretenden Gefühle erleben und verarbeiten. Für viele Ängste ist eine solche Exposition nicht einfach umsetzbar, mit hohen Aufwänden oder gar Gefahren verbunden. An dieser Stelle setzt der Ansatz der Virtuellen Therapie ein. In hoch immersiven virtuellen Umgebungen können die Patienten den Umgang mit ihren Angstsituationen üben und verbessern. So können psychische Störungen wie beispielsweise Flugangst, Höhenangst, oder auch soziale Ängste in vertrauten und sicheren Umgebungen unter realitätsnahen Bedingungen therapiert werden.
Mit unseren Projektpartnern im Projekt „Optapeb" haben wir uns in den letzten Jahren insbesondere sozialen Ängsten gewidmet und ein innovatives Therapiewerkzeug für die virtuelle Therapie dieser entwickelt. Dabei konnten wir aufzeigen, wie die virtuelle Realität als effektive und effiziente Methode dienen kann, um solche Situationen kontrolliert und standardisiert herzustellen. Jede Therapiesitzung wird dabei von einem Therapeuten begleitet. Über ein körpernahes Sensoriksystem, welches der Patient trägt, kann der Therapeut dessen Reaktionen (Körperbewegungen, akustische Signale) erfassen und die Situation individuell anpassen.
Für dieses Verfahren wurden eine Vielzahl an virtuellen und sozialen Interaktions- und Vortragsübungen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden entwickelt. Unser Beitragsfoto zeigt beispielhaft, wie eine solche Übung aussehen kann. In diesem Szenario befindet sich der Patient in einem virtuellen Vortragsraum und sieht eine Gruppe von Zuhörern vor sich. All diese Übungen sind in einer Plattform für die Therapiesteuerung einsehbar, die wir im Rahmen des Projekts entwickeln konnten. Sie bildet gemeinsam mit dem VR-System das Therapiewerkzeuge für die virtuelle Therapie. Die Plattform kann zur mobilen Datenerfassung, als auch zur Kommunikation zwischen Therapeuten und Patienten eingesetzt werden. Zusätzlich spiegelt sie den Sitzungsverlauf wider und kann von den Therapeuten mit verschiedenen Informationen zum Patienten (Aktionsbewertungen, etc.) befüllt werden.
Diese Automatisierung des Therapieablaufs soll zur Entlastung der Psychotherapeuten beitragen. Durch häufigeres Üben auch zwischen den Sitzungen im häuslichen Umfeld mit entsprechender technischer Unterstützung wird die Effektivität der Therapie weiter gesteigert.
Mit dem Ende des letzten Jahres konnten wir das Projekt Optapeb mit einem positiven Fazit abschließen. Wir sind uns sicher, dass die Durchführung von Verhaltensübungen in virtueller Realität zukünftig ein Teil des Standardvorgehens der Angsttherapie sein wird. Zudem ist eine Anwendung des Systems außerhalb der Psychotherapie sowie eine Weiterentwicklung für andere psychische Störungen geplant.