Aktivitätsmonitoring mit dem Smartphone
Nicht nur Fitnesstracker oder Smartwatches können das - nahezu jedes Smartphone verfügt mittlerweile über die Möglichkeit Bewegungsparameter wie Schritte, zurückgelegte Strecke oder auch die Intensität der Bewegung aufzunehmen. Oftmals fragen wir uns dann nach der Beendigung unserer Aktivität, ob diese Daten richtig und valide sein können, und ob ein Fitnesstracker oder doch das Smartphone genauere Daten liefert?
In einer Validierungsstudie mit Fitnesstrackern und Smartphones konnten wir nun herausfinden, dass das Smartphone für viele Aktivitäten sehr wohl als alleiniger Sensor zur Aufnahme von Bewegung geeignet ist. Unsere Ergebnisse möchten wir Ihnen kurz zusammenfassen:
Die 18 gesunden Studienteilnehmer haben dabei verschiedene Testprotokolle absolviert: a) Gehen mit verschiedenen Geschwindigkeiten auf ebenem Untergrund (bis jeweils 250 Schritte erreicht waren) b) Gehen kurzer Strecken mit vielen Unterbrechungen c) und Alltagsaktivitäten, bei denen die Hände viel benutzt werden. Aufgenommen wurden die Bewegungen über neun verschiedene Fitnesstracker, die an der Hüfte, am Handgelenk oder am Knöchel getragen wurden, und über drei verschiedene Smartphones an einem Gürtel.
Für das Laufen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten schneiden alle Geräte sehr gut ab (93 bis 99,9% der Schritte wurden richtig erfasst). Bei kurzen Gehstrecken mit Unterbrechungen zeigen die an der Hüfte getragenen Fitnesstracker zwischen 93% und 116% der Schritte an (je nach Gerät). Die Smartphones schneiden hier etwas genauer ab mit Werten zwischen 100% und 111%. Die größte Variabilität zeigten die am Handgelenk getragenen Fitnesstracker mit Werten zwischen 64% und 104%. Wer im Alltag viele kurze Gehstrecken absolviert (2-5 Meter) riskiert also, dass auf Fitnesstrackern zu wenig Schritte angezeigt werden.
Aktivitäten, bei denen viel mit den Händen gemacht wird (Geschirr stapeln, Essen, etc.), führen oft zu so genannten falsch positiven Schritten – es werden Schritte registriert, die eigentlich keine waren. So wurden am Handgelenk 3 bis 9mal mehr Schritte angezeigt als tatsächlich beim Test absolviert wurden! Wenn Geräte am Knöchel oder an der Hüfte – wie z.B. auch die Smartphones – getragen werden gibt es weitaus weniger falsch positive Schritte.
Das Smartphone kann somit Bewegungsaktivitäten von Gesunden valide erfassen und ist dabei weniger fehleranfällig als Fitnesstracker. In einer zweiten Studie konnten wir zeigen, dass dies bei Personen mit Einschränkungen der Gehfähigkeit (hier: Multiple Sklerose) sogar in besonderem Maße zutrifft.
Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit der Uni-Klinik Greifswald an einer Weiterentwicklung unseres indikationsspezifischen Algorithmus zur Erfassung von Mobilitätsparametern. Dieser arbeitet auf jedem Smartphone sehr präzise – somit können wir Ärzten und Patienten zukünftig ein Telemonitoring über das Smartphone der Patienten anbieten. Diese objektiven und zuverlässigen Informationen über das Aktivitätsverhalten können genutzt werden, um die Therapie besser an die Patienten anpassen zu können.