Digitale Sprachtherapien, oder auch „Teletherapien" genannt, haben durch die Corona-Pandemie einen erheblichen Aufschwung erfahren. Die Einstellungen gegenüber der Teletherapie haben sich sowohl auf Seiten vieler Patienten als auch auf Seiten vieler Therapeuten und Regulierer sozusagen „vom einen Tag auf den anderen" geändert.
Dieses Ergebnis zeigt auch eine Online-Befragung des Instituts für angewandte Gesundheitsforschung der Hochschule für Gesundheit Bochum (HSG). Im Mai 2020 wurden über 300 Logopädinnen zum Ist-Stand der Umsetzung von Teletherapien im Zusammenhang mit Covid-19 befragt. Schwerpunktmäßig umfasste die Umfrage die Punkte, welche Chancen und Risiken Logopäden beim Einsatz von digitalen Therapien sehen, wie sie digitale Therapien umsetzen, und welche Anforderungen und Wünsche sie zukünftig an digitale Therapien haben.
Die Ergebnisse der Befragung stellen wir Ihnen gerne in Kürze vor:
- Rund 80% der befragen Therapeuten sind während der Corona-Pandemie auf digitale Therapien umgestiegen
- Insgesamt zeigt sich mit rund 38% eine hohe Akzeptanz der Teletherapie unter den Therapeuten
- Mehr als die Hälfte der Befragten (55%) empfinden die Teletherapie effektiver oder genauso effektiv wie eine Vor-Ort-Präsenztherapie und können sich gut vorstellen, die Face-to-Face-Therapie für einige Patienten durch die Teletherapie zu ersetzen
- Auch die Motivation der Patienten ist im Vergleich zur Vor-Ort-Therapie laut 40% der Befragten gleichermaßen gegeben
- Allerdings geben etwa 74% der Befragten an, dass die Teletherapie deutlich zeitaufwendiger als die Face-to-Face-Therapie sei und sie durch die digitalen Sitzungen auch keine Zeit einsparen
- 38% der befragten Therapeuten können sich die Teletherapie als zukünftiges Versorgungsmodell gut vorstellen
- Auch verschiedene Wünsche für die Ergänzung von Funktionen während der Teletherapie wurden geäußert
Damit die Teletherapie zukünftig Einzug in den Versorgungsalltag finden kann, wünschen sich die befragten Therapeuten eine Systematik, in der strukturelle, rechtliche, technische und inhaltliche Aspekte definiert sind. Auch hinsichtlich der eingesetzten Therapieprogramme, Medien und Technik besteht Verbesserungsbedarf. So nutzen rund 20% der Therapeuten keine digitalen Therapieprogramme oder setzen trotz des Umstiegs auf digitale Behandlungen überwiegend analoge Materialien ein. Darüber hinaus wurden verschiedene Wünsche zur Ergänzung der bestehenden Programme geäußert.
Die ausführlichen Ergebnisse der Befragung sind für Abonnenten der Fachzeitschrift „Logos" unter folgendem Link verfügbar.
Quelle: Bilda, Kerstin; Dörr, Fiona; Urban, Kjara; Tschuschke, Benjamin (2020): Digitale logopädische Therapie Ergebnisse einer Befragung zum aktuellen Ist-Stand aus der Sicht von LogopädInnen