Wie steht es um die Nutzung von Videosprechstunden während der Corona-Zeit? Werden diese von Ärzten stärker genutzt? Wie sieht die Altersstruktur der Nutzer aus und gibt es möglicherweise sogar Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Diese und weitere Fragen beantwortet die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2020" der Stiftung Gesundheit und des health innovation hub. Über einen Online-Fragebogen haben 2.240 ambulant tätige Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten Auskunft über die Nutzung der Videosprechstunde während Covid-19 gegeben.
Interessant ist dabei der enorme Anstieg der Ärzte, die im Vergleich zu 2017 Videosprechstunden anbieten. Während im Jahr 2017 rund 2% angaben die Videosprechstunde zu nutzen, sind es zum Befragungszeitpunkt im Mai 2020 nahezu 52%.
Auch das Geschlecht des/der Arztes/Ärztin spielt dabei eine Rolle: Videosprechstunden werden deutlich intensiver von Ärztinnen als von Ärzten genutzt. Über 65% der Ärztinnen bieten Videosprechstunden an, bei den männlichen Kollegen sind es 40,8%.
Hinsichtlich der Fachrichtung des Arztes lässt sich feststellen, dass Psychologen die stärkste Nutzungsgruppe von Videosprechstunden sind. Danach folgen nahezu gleichauf nicht-operativ tätige Fachärzte und Allgemeinmediziner.
Betrachtet man das Alter der Ärzte zeigt sich, dass dieses eine entscheidende Rolle spielt: Ärzte unter 40 bilden die stärkste Nutzergruppe von Videosprechstunden – mit steigendem Alter nimmt der Anteil der Nutzer stetig ab.
Die Nutzung der Videosprechstunde ist in der Stadt mit rund 56% am höchsten. Allerdings liegen verstädterte und ländliche Regionen mit jeweils knapp 50% nicht weit dahinter.
In allen vorgestellten Personen- und Altersgruppen wirkt sich die aktuelle Covid-19-Pandemie auf die Nutzung von Videosprechstunden aus. 72% der Ärzte/innen berichten, dass sie nun deutlich mehr Videosprechstunden machen und diese Art der Sprechstunde nun auch häufiger empfehlen (60%).
Darüber hinaus ist die Videosprechstunde von den Patienten gefragter denn je. Ein Drittel der Ärzte geben an, dass ihre Patienten vermehrt aktiv nach Videosprechstunden fragen.
Die Covid-19-Pandemi hat die Einstellungen gegenüber der Videosprechstunde radikal geändert – nach Angaben der KBV stieg die Anzahl der Arztpraxen die Videosprechstunden anbieten von 1.700 im Februar 2020 auf circa 25.000 im April [1]. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Ärzte und Patienten sich intensiv mit dem Thema beschäftigten.
Alle weiteren Ergebnisse der Studie können hier nachgelesen werden.
[1] MDR Aktuell: Telemedizin–Die Sprechstunde der Zukunft?30.04.2020. https://www.mdr.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/anstieg-nutzung-telemedizin-chancen-und-huerden-100.html