Am 08.05.2019 fand im Showroom des ZTM in Bad Kissingen das Symposium zum Thema Digitale Patientenservices statt. Zur Veranstaltung haben sich am frühen Abend insgesamt 25 Teilnehmer aus Krankenhäusern, Pflege, Reha und Arztpraxen eingefunden, um die Praxisberichte der vier Referenten anzuhören und sich zu den Erfahrungen auszutauschen.
Digitale Services durchdringen die Gesellschaft und das alltägliche Leben immer mehr. Ob Online-Shopping, Hotelbuchungen, Tischreservierungen oder der Check-In am Flughafen, diverse Branchen bieten unterschiedlichste Angebote und Möglichkeiten, um mit nur ein paar Klicks, relativ zeit- und ortsunabhängig deren Dienstleistungen digital in Anspruch zu nehmen. Dabei bieten digitale Services vor allem eine hohe Flexibilität für den „Kunden" und senken besonders die Zugangshürden. Schnell am späten Abend auf der Couch nachschauen, wie teuer der Flug nach Paris ist, welche Flugzeiten möglich sind und nebenbei kurz vergleichen, ob die Reise per Bahn womöglich günstiger und auch noch schneller ist.
Auch im Gesundheitswesen bieten sich dafür gute Ansätze an, um den Patienten mit digitalen Werkzeugen in die Organisation und Behandlung besser einzubinden. Studien zufolge würden über 30% der Patienten solche Angebote bereits heute gerne regelmäßig in Anspruch nehmen. In den letzten Jahren haben sich digitale Patientenservices sukzessive weiterentwickelt und verbreiten sich allmählich über die einzelnen Bereiche der Branche. Zu nennen sind hier beispielsweise Onlineapotheken, Gesundheits- und Bewertungsportale, Onlinetermine für Sprechstunden und eine unübersichtliche Vielzahl an Gesundheits-Apps.
Digitale Patientenservices an denen direkt dahinter ein ärztlicher, pflegerischer oder therapeutischer Experte steht, wie Onlinesprechstunden, Onlinetherapien oder digitales Nachsorge-Monitoring, sind in Deutschland noch nicht so ausgeprägt und akzeptiert wie in anderen Ländern. Beim Symposium stellten die vier Referenten vor, wie sich Gesundheitseinrichtungen aktuell bereits intensiv mit digitalen Patientenservices beschäftigen und diese bei sich punktuell in den Versorgungsalltag integrieren.
Online-Terminmanagement in der Handchirurgie
Als erster Referent präsentierte Herr Johannes Marte aus dem Fachbereich Netzwerkmedizin und Innovation der RHÖN KLINIKUM AG das Thema Onlineterminmanagement mit Lösungsansätzen, Stolpersteinen und Herausforderungen, die aus Sicht eines Krankenhauskonzerns hier bisher gemacht werden konnten. Generell sind Termine in einer Klinik häufig sehr komplex und nicht so leicht in einem System abzubilden wie die eines Hausarztes, dass bei der Buchung durch Externe alles reibungslos läuft. So muss eine Klinik deutlich mehr konzeptionelle Vorarbeit leisten und vorab ein geeignetes System auswählen, was diesen Anforderungen auch gerecht wird. Herr Marte beschrieb außerdem, wie wichtig auch die Platzierung der online Terminbuchungsmöglichkeit auf der Klinik-Webseite ist. „Das Suchverhalten von Patienten ist hier entscheidend", so Herr Marte. Die Pilot-Erfahrungen zeigen, dass die Vorteile von Onlineterminen auch für eine Klinik groß sind. Sie entlasten das Telefon und so auch die Mitarbeiter, sie bieten einen unabhängigen Zugang für Patienten außerhalb von Bürozeiten, sie geben dem Patienten direkt weitere Informationen wie Anfahrt oder Voraussetzungen zum Termin mit (z.B. Nüchternheit) und fördern die Termintreue durch Erinnerungen per SMS oder Email. Die Pilottests verliefen sehr positiv „der erste Termin war 20 Minuten nach Aktivierung des Systems gebucht" und „z.T. sind die Onlinetermine bis zu sechs Monate im Voraus ausgebucht".
Digitale Eigenanamnese in der Notaufnahme
Der zweite Praxisbeitrag zeigte den Einsatz digitaler Befragungen am Beispiel der Erhebung einer digitalen Anamnese bei Patienten in der Notaufnahme. Herr Dr. Bernhard Flasch, Chefarzt der Notaufnahme am Klinikum Frankfurt (Oder), berichtete per Videoschaltung live aus seinem Büro über die medizinische Relevanz und die Einführung eines solchen Systems in den Alltag einer Notaufnahme. Lesen Sie mehr dazu im Beitrag „Digitale Befragung – Patienten aktiv einbinden".
Digitale Übungsanleitung in der Therapie und Reha
Als Drittes referierte Herr Jürgen Steiner, Leiter der Therapie in der Klinik für Neurologie am Campus Bad Neustadt, über einen digitalen Therapieansatz, bei dem Patienten mit Hilfe von Übungsvideos zum Eigentraining angeleitet und motiviert werden. „Eigentraining ist nichts neues, sondern wichtiger Teil einer Therapie" so Herr Steiner. Jedoch fällt es vielen Patienten schwer sich die Übungen zu merken und sich zu motivieren diese in der freien Zeit durchzuführen. Jeder Therapeut lernt bereits in der Ausbildung Übungsanleitungen zu erstellen, die dann doch „nicht so leicht verständlich sind, liegen gelassen werden oder sogar im Müll landen". Am Ende sagen dann doch „bewegte Bilder mehr als tausend Worte". Der Erfolg gibt Herrn Steiner und seinem Team recht. Das Feedback der Patienten ist absolut positiv und die Nachfrage nach den „Videotherapieplänen" groß. So groß sogar, dass inzwischen geplant ist diese per App den Patienten mit nachhause zu geben. Die Notwendigkeit regelmäßiger Übung bei schweren Erkrankungen wie einem Schlaganfall endet nämlich nicht nach drei oder sechs Wochen Reha sondern Bedarf oft etliche Monate.
Digitale Assistenzsysteme in der ambulanten und stationären Pflege
Zum Abschluss skizzierte der Herr Michael Wehner, Geschäftsführer der wenoba Heimbeatmungsservice GmbH, die „Digitalisierung und Vernetzung in der Pflege". Dabei beschrieb er die Möglichkeiten und seine Erfahrungen insbesondere zum Einsatz von Videokommunikation innerhalb seiner Pflegeeinrichtungen, zur Videovisite mit dem Hausarzt und bei ambulanten Pflegdiensttouren. Details haben wir in dem separaten Beitrag „Videovisite – Digitalisierung in der Pflege" zusammengestellt.
Als Fazit des Symposiums ist festzuhalten, dass digitale Patientenservices mehr und mehr im Versorgungsalltag Fuß fassen und für viele Gesundheitseinrichtungen große Chancen zur effizienteren Gestaltung ihrer Versorgungsangebote bieten und gar völlig neuen Services Dienstleistungen ermöglichen. Hier schlummert noch ein enormes Potential, was auch die regen Diskussionen um die Vorträge und beim gemütlichen Ausklang am Ende der Veranstaltung zeigten.