Digitale Eigenanamnese in der Zentralen Notaufnahme
Seit über einem Jahr arbeitet das ZTM eng mit dem Klinikum Frankfurt (Oder) zusammen, um in der Zentralen Notaufnahme die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die Einführung der digitalen Eigenanamnese zu schaffen. Seit mehr als einem Monat ist die digitale Eigenanamnese nun auch im Einsatz. Gemeinsam mit dem dortigen Chefarzt Dr. med. univ. Bernhard Flasch wurde der Prozess um die digitale Eigenanamnese konzipiert. Im Rahmen der Triage erhalten die Patientinnen und Patienten auf freiwilliger Basis einen digitalen Fragebogen, über den sie selbst Angaben zu ihrer Patientengeschichte und ihren aktuellen Beschwerden machen können. Mit der Integration der digitalen Eigenanamnese stellt das Klinikum Frankfurt (Oder) einen digitalen Service bereit, der zur Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung der Notfallversorgung beiträgt.
Konzept der digitalen Eigenanamnese
Im Rahmen der Triage erhalten eingewilligte Patientinnen und Patienten mit nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen einen standardisierten Fragenbogen zur digitalen Erfassung ihrer Patientengeschichte. Mithilfe des digitalen Fragebogens können vorab grundlegende medizinische Informationen teilstrukturiert erfasst und im klinischen Informationssystem (KIS) direkt verarbeitet werden. Diese direkte Verarbeitung ist eine Besonderheit in Frankfurt (Oder), bei der eine Verknüpfung zwischen Krankenhausinformationssystem (KIS) und Fragebogensoftware besteht.
Für den Arbeitsalltag bedeutet dies, dass die Triagekraft den Fragebogen mit einem einfachen Klick direkt aus der lokalen Fallakte des KIS dem Patienten zuweisen kann. Dabei wird von der Fragebogensoftware ein QR-Code generiert, den die Krankenpflegerin mithilfe der myMedax App einscannt, um den Fragebogen auf das Tablet zu laden. Vor der Übergabe des Tablets an den Patienten dokumentiert die Triagekraft die Ausgabe des Gerätes an den Patienten im KIS.
Mithilfe des Tablets können die Patientinnen und Patienten im Wartebereich die Fragen zur Eigenanamnese in Ruhe digital beantworten. Hierbei wird der Patient mit leichtverständlichen Fragen und vorgefertigten Antwortmöglichkeiten durch seine Krankengeschichte geleitet. Nachdem die Patienten ihre Fragebögen erfolgreich ausgefüllt und abgesendet haben, werden die Tablets bei der Aufnahmekraft zurückgegeben. Diese vermerkt im KIS, dass die Rückgabe erfolgreich war und bringt das Gerät zurück zum Triage Team, wo es desinfiziert und bei Bedarf geladen wird.
Die Ergebnisse der digitalen Eigenanamnese werden dem behandelnden Arzt vor dem Arzt-Patientengespräch über das KIS bereitgestellt. So kann sich der Arzt schon vor dem Patientenkontakt einen ersten Überblick über die subjektive Krankengeschichte des Patienten machen und diese in seiner ärztlichen Anamnese miteinbeziehen. Für den Arzt ersetzt dieser digitale Service nicht seine ärztliche Anamnese, sondern versteht sich für ihn als Ergänzung zu einer ganzheitlichen Notfallversorgung. Dem Team der Notaufnahme stehen derzeit drei Tablets zur Verfügung, die über die Triage und Aufnahme organisiert werden.
Fragebögen orientiert an Symptomen und Bedarf:
Im Fokus des Konzepts steht der Einsatz symptomorientierter Fragebögen. Diese orientieren sich an der Notaufnahmeversorgung und dort besonders häufig auftretenden Krankheitsbildern. In Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Flasch wurden bisher zwei symptomspezifische Fragebögen konzipiert und zum Einsatz gebracht. Diese adressieren Patienten mit Schmerz- oder Schwindelsymptomen. Auf der Agenda steht die Konzeption weiterer Fragebögen, um zukünftig mehrere Patientengruppen mit der digitalen Eigenanamnese abzuholen.
Im Rahmen der Einführung wurde festgestellt, dass der Digitalisierungsbedarf neben medizinischen auch bei verwaltungsrelevanten Fragebögen gegeben ist. So konnte bei der Aufnahme von Patienten mit Arbeitsunfällen ein entsprechender Fragebogen erfolgreich digital in die Anwendung gebracht werden. Dieser hilft vor allem weiterführenden Abteilungen, da sie unmittelbar in der Lage sind auf den digitalen Unfallbogen im KIS zuzugreifen. Die digitale Eigenanamnese in der Notaufnahme führt u.a. zu einem modernen Service-Erlebnis für den Patienten und hat den schönen Nebeneffekt, das Klinikum papierloser zu gestalten.
Die nächsten Schritte:
Als nächster Schritt ist eine Evaluation des Projektes geplant. Das Team des ZTM beschäftigt sich zurzeit mit der Entwicklung eines passenden Studiendesigns, um sowohl aus qualitativer und quantitativer Sicht die Auswirkungen und Wirksamkeit der digitalen Eigenanamnese zu erfassen. In einem kleinen Rahmen konnte bereits eine quantitative Auswertung für den Monat August durchgeführt werden. Allein im ersten Monat wurden bereits über 100 Fragebögen von den Patienten ausgefüllt, wobei der Schmerzfragebogen am häufigsten zum Einsatz kam.