ELSI - Ethical, Legal and Social Implications im Projekt "Digitale Visite im Pflegekontext" (DigiVit)
Vor einigen Wochen nahmen wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern des Projektes „DigiVit" (Digitale Visite im Pflegekontext) an einem Workshop bezüglich ethischer, rechtlicher und sozialer Implikationen der Digitalen Visite teil. Unter der Moderation des Fraunhofer IAO wurde eine Sammlung mit den möglichen Implikationen erstellt und von allen Teilnehmenden bewertet.
„DigiVit" ist ein Projekt, welches die Unterstützung des Pflegesektors durch Telemedizin im Raum Baden-Württemberg erprobt. Bereits bestehende telemedizinische Anwendungen (z.B. die Videokommunikation) werden hierbei in der Digitalen Visite eingesetzt. Dabei werden sowohl ambulante als auch stationäre Einrichtungen einbezogen. Das Projekt startete im September 2021 und hat eine Laufzeit von 2 Jahren. Der Fördergeber des Projektes ist das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg.
Neben der Erprobung und Umsetzung der verschiedenen Technologien im Rahmen der Digitalen Visite, nehmen auch rechtliche, ethische und soziale Fragen eine Rolle ein. Der „ELSI-Workshop" zielte darauf ab, diese in Bezug auf „DigiVit" näher zu betrachten. Im Zuge des Workshops wurden unter anderem ein Ethikkodex und Nutzungsregeln festgeschrieben. Ethische Implikationen, die thematisiert wurden, sind die Autonomie, Privatheit und Selbstbefähigung, sowie die Sicherheit der Anwender. Rechtliche Implikationen beinhalten den Daten-, Arbeits- und Verbraucherschutz, sowie staatliche Zulassungsanforderungen und Haftungsrichtlinien. Soziale Implikationen, die es zu beachten gibt, sind unter anderem Wechselbeziehungen zwischen Technik und Gesellschaft, die Einbindung des Anwenders in den Entwicklungsprozess und die Betrachtung der Folgen nach einer Implementierung.
Während des Workshops wurden Akteure, die für „DigiVit" eine Rolle spielen, herausgearbeitet. Neben den primären Akteuren, wie Patienten, Ärzten und den Pflegefachkräften sind auch weitere Personengruppen wie Dienstleister oder pflegende und betreuende Angehörige einzubeziehen.
In einem weiteren Schritt wurden unter der Verwendung von Leitfragen Aspekte wie Privatheit und Fürsorge gegenübergestellt, oder Fragen der Sicherheit besprochen. Anschließend haben die Teilnehmenden hinterfragt, wie sich der Umgang in der realen Anwendung, und somit auch im Rahmen von DigiVit, mit diesen Fragen, sowie sozialen ethischen und rechtlichen Bedenken gestaltet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die sozialen und technischen Rahmenbedingungen für „DigiVit" von Bedeutung sind. Die Basis stellt eine gute Koordination und Vertrauen aller Beteiligten untereinander. Die Moderation durch eine Pflegefachkraft vereinfacht die Gesprächssituation und wirkt entgegen Risiken, wie beispielsweise der Verwirrung des Patienten während der digitalen Versorgung. Ebenso sollten gewisse technische Voraussetzungen vorhanden sein und Schnittstellen, wie signierte ärztliche Verordnungen, müssen rechtssicher gestaltet werden.
Im weiteren Verlauf des Workshops wurden Vorteile der ambulanten digitalen Visite beleuchtet. Für die Anwenderinnen und Anwender ist dabei von Vorteil, dass durch die Anwesenheit mehrerer Personen auch mehr Informationen ausgetauscht werden können. Zudem gewinnen die Pflegefachkräfte durch ihre Tätigkeit vor Ort an Verantwortung und Wissen. Einig waren sich die Teilnehmenden des Workshops, dass die digitale Visite den Präsenzbesuch beim Arzt nicht vollständig ersetzen könne und besonders die Erstvisite in Präsenz wünschenswert sei. Das Fazit fällt positiv aus: Gerade für die alltägliche Versorgung stellt die digitale Visite einen Mehrwert dar und sorgt für eine vielerorts benötigte Entlastung.
Mit dem ELSI-Workshop konnte das DigiVit Projektteam eine gute Basis für den weiteren Projektverlauf schaffen. Wir sind gespannt auf die nächsten Schritte im Projekt und halten Sie in unserem Blog auf dem Laufenden.