Empfehlung zur bayernweiten EKG-Telemetrie beim ACS
Das ACS (akutes Koronarsyndrom) gehört zu den häufigsten Indikationen für den Einsatz des Notarztes und stellt einer der häufigsten Todesursachen dar. Die Mortalität von ST-Hebungsinfarktpatienten korreliert mit der Zeit bis zur Reperfusionstherapie des Infarktgefäßes und kann durch eine optimale Abstimmung und Koordination der Rettungskette verbessert werden.
Der Rettungsdienstausschuss Bayern hat am 13.03.2019 eine fachliche Empfehlungen und ein landesweit einheitliches Vorgehen im Rettungsdienst zum Koronarsyndrom STEMI und NSTE-ACS erarbeitet und veröffentlicht (Empfehlung 01/4-2019 vom 13.03.2019 des Rettungsdienstausschusses Bayern).
So heißt es in dem Empfehlungsschreiben [1]:
" […] Eine frühzeitige telemetrische Übermittlung des 12-Kanal-EKGs an das ZielKrankenhaus soll bei STEMI regelmäßig erfolgen.
Um die tatsächliche Verfügbarkeit des EKGs bei STEMI-Anmeldung in hohem Maße sicherzustellen, sollte eine großzügige Übertragung der EKGs bereits bei Verdacht auf ACS in das nach Netzwerkregelungen zuständige PCI-Zentrum erfolgen. Dies kann auch vom nichtärztlichen Personal schon vor Eintreffen des Notarztes veranlasst werden. […]
Regional sollen Wege der telemetrischen 12-Kanal-EKG-Übermittlung vom Rettungsdienst an die Kliniken fest etabliert werden. […]
Die Telemetrie wird genutzt, um die EKG-Interpretation zu unterstützen und die innerklinischen Prozesse zu optimieren. Es ist zudem zu erwarten, dass durch Nutzung der Telemetrie die Zahl der Fehlalarmierungen der PCI-Teams reduziert wird". […]
Trotz der Implementierung von Leitlinien besteht im internationalen und nationalen Vergleich eine große Variation in der Versorgung von Herzinfarktpatienten in der Akutphase. Von führenden Fachgesellschaften wird der Einsatz von Telemedizin in der Akutphase mit einer Evidenzkasse I und einem Evidenzlevel A empfohlen, in den Empfehlungen zur Organisation von Herzinfarktnetzwerken und in den Notfallsanitäteralgorithmen gefordert.
Eine Meta-Analyse von Nam et al. identifizierte eine Verbesserung der Door-to-Balloon Zeit von 38,66 min (Median) aufgrund einer vorausgehenden präklinischen STEMI Diagnose sowie einer telefonischen und telemedizinischen Voranmeldung im Krankenhaus. Die Voranmeldung führte zu einer Reduktion der 30-Tages-Mortalitätsrate um 39% [2]. Eine Meta-Analyse von nicht-randomisierten Studien von Brunetti und Kollegen errechnete einen prozentualen Zeitvorsprung von 38%-40%, wenn der Rettungsdienst eine Triage durchführt und telemedizinisch das EKG vom Einsatzort direkt in die Klinik sendet [3].
Die Voranmeldung sollte im Einsatz so früh wie möglich in die Zielklinik versendet werden, ohne dabei wichtige Informationen auszulassen. Dabei empfiehlt es sich, neben des EKG auch den vollständigen Patientennamen, die Versicherungsnummer, Vitalparameter sowie relevante Entscheidungskriterien so früh wie möglich zu erfragen und an die Klinik zu senden. Eine unvollständige Voranmeldung, z.B. das alleinige Senden des EKGs, ist nur bedingt zielführend, da zu viele STEMI-Äquivalente zur sicheren Entscheidung über ein Bypassing der Notaufnahme den "echten" Herzinfarkt-Patienten maskieren.
PS: Das ZTM bietet für die telemedizinische Anbindung des Rettungsdienstes an die Klinik entsprechenden Service.
[1] http://www.aelrd-bayern.de/images/stories/pdf/rda/6.5_ACS.PDF[2] Nam J, Caners K, Bowen JM, Welsford M (2013) Systematic Review and Meta-analysis of the Benefits of Out-of-Hospital 12-Lead ECG and Advance Notification in ST-Segment Elevation Myocardial Infarction Patients. The American College of Emergency Physicians.
[3] Brunetti ND, Gennaro L, Correale M, et al. (2017) Pre-hospital electrocardiogram triage with telemedicine near halves time to treatment in STEMI. A meta-analysis and meta-regression analysis of non-randomized studies. In: International journal of cardiology 232, S. 5–11.