Im Rahmen der Nachwuchsarbeit am ZTM stellen wir regelmäßig praxisnahe Themen für studentische Abschlussarbeiten bereit, die wir gemeinsam mit den jeweiligen Hochschulen begleiten. In diesem Rahmen hat Frau Alena Zeitler in den letzten Monaten Ihre Masterarbeit bei uns zum Thema „Gesundheitsökonomische Evaluation der digitalen Befragung" geschrieben, deren Ergebnisse nachfolgend zusammengefasst sind.
In der Evaluation wurde der Einsatz der digitalen Befragung in einer ambulanten Sprechstunde mit Hilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse untersucht. Hierfür sind die relevanten Kosten- und Nutzenarten entsprechend identifiziert worden, die durch die Einführung und Nutzung der digitalen Befragung in einer Gesundheitseinrichtung entstehen. Diese wurden dann konkret für einen Praxispartner erhoben, z.T. unter realen Bedingungen im Arbeitsalltag gemessen, und abschließend in monetäre Einheiten übersetzt. In die Analyse einbezogen wurden u.a. die Kosten zu Anschaffung und Betrieb für das digitale Befragungssystem wie z.B. Lizenzen, Hardware und Wartung aber auch Strom und Desinfektionsmittel. Zusätzlich wurden Mitarbeiterkosten durch den zeitlichen Aufwand für die Verwendung der digitalen Befragung in der Sprechstunde über Zeitmessungen erfasst und monetarisiert. Die durchschnittliche Zeit für die Ausgabe eines Tablets mit den richtigen Fragebögen an Patient*innen lag bei 45 Sekunden (± 19 Sek.) und die Rücknahme bei 20 Sekunden (± 3 Sek.).
Den Kosten gegenübergestellt wurde der Nutzen, der durch die digitale Befragung in der Sprechstunde erzeugt werden konnte. Einige dieser Nutzenarten konnten monetarisiert, also in Geldeinheiten umgerechnet werden. Hierzu zählen beispielweise die Einsparungen von Druckmaterial (Papier, Tinte) sowie Arbeitszeiten durch wegfallende Tätigkeiten (drucken, abheften). Ein besonderes Potential konnte bei den behandelnden Ärzt*innen identifiziert werden. Die durchschnittliche Dauer des Arzt-Patienten-Gesprächs konnte durch die digitale Befragung um ca. 30 % (knapp 8 Minuten) verkürzt werden. Grund dafür ist, dass die relevanten Informationen vom Patienten nun bereits in der Terminvorbereitung strukturiert eingesehen werden können und nicht mündlich im Gespräch erfragt und vermerkt werden müssen.
Auf Basis der monetarisierten Daten ergibt sich ein Nutzen-Kosten-Quotient von 1,82. Dieser besagt, dass über einen Zeitraum von 10 Jahren der Einsatz der digitalen Befragung das 1,8-fache an Geld einspart im Verhältnis zu dem was sie kostet. Für die untersuchte Gesundheitseinrichtung sind das ca. 30.000€.
Darüber hinaus konnten qualitative Nutzenaspekte ermittelt werden, die sich nur schwer bzw. nicht in Geldeinheiten transformieren lassen, aber als positive Auswirkungen durch die Anwender wahrgenommen werden. Dazu gehören u.a.
- Optimierung der Wartezeit der Patienten
- Leichtere Informationsgewinnung bei bestimmten Gruppen (z.B. depressive Patient*innen)
- Erhöhung der Qualitätssicherung durch standardisierte Informationsgewinnung
- Leichtere Strukturierung des Arzt-Patienten-Gesprächs (Einstieg, Schwerpunkte)
- Verbesserung der Ergebnisqualität von medizinischen Entscheidungen
Im Rahmen dieser Untersuchungen ist es wichtig zu nennen, dass das Nutzenpotenzial für jede Einrichtung variiert. Die individuellen Gegebenheiten vor Ort und der Umfang des Einsatzes der digitalen Befragung können einen signifikanten Einfluss haben und sind somit nicht unreflektiert übertragbar.
Als Fazit der Evaluation ist festzuhalten, dass die Effizienz des Sprechstundenprozesses durch die digitale Befragung erhöht wird, indem insbesondere die teure Arbeitszeit der beteiligten Ärzt*innen reduziert und damit eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit erzielt werden kann. Zusätzlich erzeugen qualitätsorientierte Nutzenaspekte unmittelbar positive Effekte bei der Verwendung der digitalen Befragung im Rahmen einer ambulanten Sprechstunde, die frühzeitig für Anwender spürbar sind.