Internationales Telemedizinkonsil
Strukturierter Datenaustausch zwischen Ärzten
Im Auftrag des chinesischen Guangxi International Zhuang Medicine Hospital, kurz GIZMH, setzt das ZTM die telemedizinische Vernetzung mit dem Universitätsklinikum Würzburg (UKW) als Zweitmeinungsservice für chinesische Patienten mit onkologischen Erkrankungen um. Die Besonderheit dabei ist die Übermittlung strukturierter Daten mittels einer Konsilplattform des ZTM zur Einschätzung in Deutschland und zur Vorbereitung der wöchentlichen Fallbesprechung per Videokonferenz.
Wie alles angefangen hat...
Nach einer einjährigen Vorbereitungsphase ist das Projekt mit einem offiziellen Kick-Off im Juli 2019 im GIZMH in Nanning (China) gestartet. Der Direktor, sowie der Vize-Direktor und der Chefarzt der Onkologie des GIZMH, sprachen sich gemeinsam für die internationale Vernetzung aus und hoffen, dass sich dieser Ansatz nicht nur in Ihrer Klinik etabliert, sondern sich auch auf andere Gebiete und Kliniken ausweiten lässt. Auf einem gemeinsamen Delegationsbesuch sind Vertreter des UKW und des ZTM im Juli nach Nanning gereist, um die Gegebenheiten vor Ort genauer kennen zu lernen, Details abzustimmen und die internationale Kooperation zu festigen.
Welche Technik kommt zum Einsatz...
Hier kommen die Produkte Skype for Business und myMedax zum Einsatz. Mit Skype for Business verbinden wir die Ärzte per Videokonferenz und über myMedax tauschen die Ärzte alle medizinischen Informationen zu den chinesischen Patienten aus. Hierfür wurde ein spezieller 15-Seitiger, medizinischer Fragebogen entwickelt, der es erlaubt, eine strukturierte Abfrage aller wichtigen Informationen von den chinesischen Experten für die deutschen Kollegen durchzuführen. Die Abfrage ist standardisiert und dynamisch, das heißt, zu jedem Patienten werden die gleichen Fragen gestellt in Abhängigkeit der zuvor gegebenen Antworten. Das Bild zu den sonst völlig unbekannten Patienten erscheint so etwas klarer und einheitlich. Außerdem soll auf Basis der erfassten Daten eine gemeinsame Publikation vorbereitet werden, wofür die strukturierte Erfassung sehr zuträglich ist.
Wie die digitale Daten-Abfrage funktioniert...
Zunächst erhalten die chinesischen Ärzte eine Patientenanfrage zu dem telemedizinischen Zweitmeinungsservice. Der Patient wird nach einer ärztlichen Aufklärung in myMedax als Patientenfall angelegt. Diesem Patienten wird dann der entwickelte "Konsilanfragebogen" zugeordnet. Die Ärzte können diesen über eine Weboberfläche per Link ausfüllen. So werden die Patientendaten direkt von den chinesischen Experten strukturiert erfasst und in den Fragebogen übertragen. Weitere wichtige Informationen, wie zum Beispiel bildgebende Befunde oder Histogramme, werden dem Fragebogen angefügt. Mit Abschicken des Fragebogens, ist dieser inkl. der Anhänge bereits ausgefüllt auf der myMedax Plattform für die deutschen Ärzte verfügbar. Die Ärzte des Universitätsklinikums Würzburg nutzen nun die strukturierten Daten, um sich ein Bild von der Krankengeschichte des chinesischen Patienten zu machen. Nach der Befundung im lokalen Klinikinformationssystem (KIS) entsteht eine sogenannte "Therapieempfehlung", die wieder über myMedax den chinesischen Ärzten zurückübermittelt wird. Im Anschluss findet eine gemeinsame Videokonferenz statt, bei dem sich die Experten beider Länder austauschen und aufgekommene Fragen klären können. Zum Abschluss wird ein finaler "Konsilbrief" von den deutschen Ärzten erstellt und als endgültiges Ergebnis des Konsilfalls über myMedax nach China übermittelt. Er bildet den Abschluss der Konsilanfrage.
Wie es aktuell aussieht...
Nach einigen Testkonferenzen in den letzten Monaten, ist im vierten Quartal 2019 der Regelbetrieb gestartet. Seitdem finden wöchentlich Tumorkonferenzen statt, bei denen bis zu zehn Patienten gemeinsam besprochen werden. Mit einem Vorlauf von einer Woche werden die Daten für die Tumorkonferenz über den Fragebogen übermittelt, um anschließend von Fachärzten aus den Bereichen Onkologie und Radiologie des UKW befundet zu werden. Über den gesamten Prozess hinweg findet die interne Kommunikation in der jeweiligen Landessprache (in diesem Fall Chinesisch und Deutsch) statt, die externe Kommunikation hingegen läuft auf Englisch. Das bedeutet, dass alle zu erfassenden Daten des Patienten und die Therapieempfehlungen ins Englische übersetzt werden, um einen gemeinsamen Austausch zu ermöglichen.
Wie es weiter geht...
Zielsetzung im Projekt ist es, den Zweitmeinungsservice zu verstetigen und kontinuierlich Therapieansätze für chinesische Patientenfälle gemeinsam abzustimmen. Dazu sollen auch die aktuell genutzten Telemedizinwerkzeuge zu einer ganzheitlichen Konsilplattform DOConncet weiterentwickelt werden, bei der myMedax als Fragebogeneditor fest integriert ist. Fokus von DOConnect ist die weitere Optimierung einrichtungsübergreifender Prozesse und Zusammenarbeit, u.a. durch automatisierte Mailnotifikationen bei neuen Fallanfragen oder der direkten Übermittlung von Bilddaten in die radiologischen Systeme. Nach erfolgreicher Umsetzung des Projekts, sollen in der Zukunft weitere UseCases ausgearbeitet und so der telemedizinische Zweitmeinungsservice für internationale Kooperationen für andere Kliniken und Fachbereiche ausgebaut werden.