Das Projekt derma-online ermöglicht Gesundheitseinrichtungen den teledermatologischen Austausch mit Fachärzten der Uniklinik Marburg. Im Interview mit dem Magazin "Altenpflege" beantwortet unsere Innovationsmanagerin Anja Müller, wie der teledermatologische Austausch auch in Pflegeeinrichtungen umgesetzt werden kann.
Altenpflege: Wie kann ein Pflegeheim eine ärztliche telemedizinische Beratung in der Uniklinik Marburg bekommen?
Anja Müller: Voraussetzung für die Teilnahme am Netzwerk derma-online ist eine Kooperationsvereinbarung mit der Uniklinik Marburg. Interessierte Einrichtungen können sich bei Fragen über die Webseite www.derma-online.de an unser Team wenden. Der Vertrag vereinbart die Bedingungen der Zusammenarbeit. Es entstehen keine Einrichtungsgebühren oder Verpflichtungen.
Anschließend erhalten Sie Ihre Zugangsdaten zur Telemedizinplattform und können direkt starten. Diese wird über das Portal (per Internetbrowser) oder per App (per Smartphone/Tablet) genutzt und ist einfach bedienbar. Gerne übernehmen wir auch eine kurze Schulung. Der gesamte Austausch zwischen den Pflegeeinrichtungen und den Dermatologen der Uniklinik Marburg erfolgt primär über die Plattform. Bei Bedarf kann das Konsil um den persönlichen Austausch per Videogespräch erweitert werden.
Zur Eröffnung des Konsils wählt die Pflegeeinrichtung ihren Patienten aus, füllt das Anfrageformular aus, lädt notwendige Unterlagen wie Fotos zu den Hautstellen hoch und gibt die Inhalte zur Befundung frei. Innerhalb einer verbindlichen Reaktionszeit übermitteln die Marburger Experten ihre Diagnose und Therapieempfehlung.
Altenpflege: Klingt erst einmal einfach, aber welche technischen Voraussetzungen brauchen Heime wirklich, wenn sie die telemedizinische Beratung bei Hautproblemen ihrer Bewohnerinnern und Bewohner nutzen möchten?
Anja Müller: Die technischen Voraussetzungen für dermatologische Konsile sind bewusst niedrig gehalten. Um die Konsilplattform zu nutzen, benötigen Pflegeeinrichtungen lediglich ein Endgerät (z.B. PC, Laptop oder Tablet) und einen stabilen Internetzugang. Die Fotoaufnahmen erfolgen über die Kamera eines Tablets, über ein Smartphone oder eine Digicam. Ein spezielles Dermatoskop ist nicht notwendig.
Rückfragen werden möglichst per Chat abgeklärt. Falls Bedarf besteht, Rückfragen persönlich zu klären und ggf. den Patienten selbst zu sehen, wird ein Videogespräch vereinbart. Dafür benötigen die Einrichtungen ein Mikrofon, sowie eine Kamera. Beides ist mittlerweile in den meisten mobilen Geräten verbaut. Für eine hohe Sprachqualität empfehlen wir ein Headset oder eine Freisprecheinrichtung.
Altenpflege: Die technischen Voraussetzungen liegen also bewusst niedrig. Doch wie sieht es mit den Kosten aus und wie können diese abgerechnet werden?
Anja Müller: Die Vergütung erfolgt vollständig über den im Kooperationsvertrag festgelegten Konsilpreis, der als Pauschalbeitrag abgerechnet wird. Diese Kosten werden im Rahmen des Kooperationsvertrags besprochen. Details zur Abrechnung prüfen wir gerne gemeinsam mit interessierten Einrichtungen.
Altenpflege: Die Uniklinik Marburg liegt im Bundesland Hessen. Können denn auch Einrichtungen aus anderen Regionen Deutschlands teilnehmen?
Anja Müller: Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet können den teledermatologischen Konsildienst in Anspruch nehmen. Wir kooperieren mit Kliniken, Pflegeeinrichtungen und niedergelassenen Arztpraxen. Unser Ziel ist es, allen Einrichtungen und Patienten mit unserem Service eine bessere Versorgung anzubieten. In diesem kooperativen Austausch liegt schließlich der Vorteil der Telemedizin.
Erschienen in der Altenpflege 11/22, Vincentz Network, Hannover www.altenpflege-online.net
Haben auch Sie Interesse am teledermatologischen Austausch? Mehr dazu erfahren Sie auf der Webseite von derma-online.