Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf die digitale Gesundheitsversorgung? Verhilft die Pandemie dieser zum Durchbruch? Fragen über Fragen, die in der Online-Pressekonferenz der Bundesärztekammer am 01.07.2020 diskutiert wurde. Wir waren live dabei und möchten unsere Eindrücke kurz zusammenfassen.
Gleich zu Beginn der Pressekonferenz sprach Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, von einem „erheblichen Schub" für den Einsatz digitaler Technologien im Zuge der Corona-Pandemie.
Allerdings zeigt die Zwischenbilanz laut Dr. Peter Bobbert, BÄK-Vorstandsmitglied, einige Defizite sowohl im strukturell-organisatorischen als auch im medizinischen Bereich. Bobbert betonte, dass eine Identifizierung des Arztes im Digitalen Raum die größte Voraussetzung sei und man hier „Identifizierungsmerkmale" schaffen müsse, um innerärztlich besser zu kommunizieren. Ein ärztlicher Messenger-Dienst könnte hier ein Anfang sein. Darüber hinaus fehlt es an einer besseren Vernetzung zwischen dem stationären und ambulanten Bereich, sowie an Monitoring-Systemen, um Daten vom Patienten an den Arzt zu bringen.
Erik Bodendieck stellte diesen Defiziten einige Lösungsansätze im Rahmen von 12 Forderungen gegenüber, die laut BÄK in der nächsten Zeit umsetzbar sind:
- Der flächendeckende Ausbau BSI-zertifizierter Videokonferenzmöglichkeiten
- Eine einheitliche Wissensdatenbank, die Ärzte in die Lage versetzt Forschungsergebnisse schnell in die tägliche Praxis umzusetzen
- Der Ausbau von Telekonsilen
- Der Ausbau von Monitoringmöglichkeiten für ambulante Patienten
- Die Qualifizierung der Ärzteschaft und der an der medizinischen Behandlung beteiligten Fachberufe (Pflege, Apotheker, Physiotherapeuten, Logopäden, etc.) muss einer Schulung zur Digitalisierung und den damit einhergehenden neuen Methoden unterliegen
- Identifikationssysteme mit einem einheitlichen, sicheren Messenger-Dienst
- Frühwarnsysteme, um breitgestreut Informationen an alle zu bringen
- Die Durchführung von Krankschreibungen und Patientenbehandlungen über elektronische Medien
- Mehr Register-Systeme (z.B. Intensiv-Betten-Register) sowie ein einheitliches Meldesystem hierfür
- Eine Begleitforschung zur Digitalen Transformation, die Themen wie Datenschutz, ethische Belange, etc. kontinuierlich behandelt und weiterentwickelt
- Kommunikationswege um Hilfe- und Pflegebedürftige auch in Ausnahmesituationen am gesellschaftlichen Leben teil haben zu lassen
Die Ergebnisse der Pressekonferenz zeigen, dass der Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen deutlich stärker in den Fokus gerückt ist. Es gilt nun die genannten Defizite zu überarbeiten, sodass die verschiedenen Technologien einheitlich und flächendeckend Einzug in die Praxen und Einrichtungen finden können. Wir sind gespannt wie sich die Forderungen der BÄK weiterentwickeln und halten Sie bei Neuerungen stets auf dem Laufenden.