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Videovisite - Digitalisierung in der Pflege

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Die Videosprechstunde beim Arzt ist aktuell ein immer widerkehrendes Thema in Deutschland, insbesondere durch den Beschluss der Bundesärztekammer im Mai 2018, welcher eine Lockerung des Fernbehandlungsverbotes vorsieht und empfiehlt. Die Vorteile videobasierter Arztkontakte sind für viele Szenarien denkbar, u.a. die geringere Belastung von Patienten (z.B. keine Anfahrt, kaum Wartezeit, weniger Ansteckungsgefahr) sowie die hohe Flexibilität ärztliche Leistungen in Anspruch zu nehmen (z.B. Gespräch in der Mittagspause). Auch die Einsatzszenarien sind vielfältig denkbar wie z.B. die Nachbesprechung eines Blutbildes, das Einholen einer Zweitmeinung, das Zuschalten eines Facharztes in den ländlichen Raum oder die Ersteinschätzung bei Akutbeschwerden von zuhause aus. Damit ist die Videosprechstunde eine der Möglichkeit, die Zugangshürden für die Gesundheitsversorgung zu senken und sie so zeitgerecht zu gestalten.

Jedoch sind die Potentiale der Videokommunikation im Gesundheitswesen weitaus größer als nur der Einsatz zwischen Arzt und Patient. Konsile, ein Austausch zwischen Experten (Arzt zu Arzt) in Fachbereichen wie der Neurologie, sind bereits heute gängige Praxis und etablieren sich deutschlandweit immer mehr in der gemeinschaftlichen Versorgung von Patienten. Und es geht noch mehr, wie Herr Micheal Wehner, Geschäftsführer der wenoba Heimbeatmungsservice GmbH, aus seiner Sicht eines Pflegedienstleisters auf dem ZTM Symposium im Mai 2019 aufzeigt. Er und sein Team nutzen die Videokommunikation sowohl in der ambulanten als auch der stationären Pflege, zwischen den Mitarbeitern aber auch zum Zuschalten des betreuenden Hausarztes. „Das erspart uns oft einige Wege und damit vor allem Zeit" berichtet Micheal Wehner. Inzwischen hält man sogar die wöchentlich-internen Pflegedienstleiterrunden mit den Vertretern aller Standorte regelmäßig per Video ab. Zudem holen sich die Kollegen vor Ort gerne einmal die Rückmeldung eines anderen Kollegen per Video ein, um sich abzusichern bzw. von der Erfahrung und dem Austausch untereinander zu profitieren - „das fördert den Teamgeist und die Qualität unserer Arbeit". Gleiches gilt für den betreuenden Hausarzt, der aus seiner Praxis nicht nur digital die Pflegedokumentation einsehen kann, sondern auch bei Bedarf per Video zugschalten wird – „wir melden die Videovisite in der Praxis kurz an, erhalten ein Zeitfenster und los geht's". So muss der Arzt nach Praxisschluss nicht ungeplant auf Verdacht in das Pflegeheim kommen oder das Pflegeteam den Bewohner umständlich zu ihm bringen. Auch in den ambulanten Pflegediensttouren schaltet ein wenoba-Pfleger den Hausarzt nach Abstimmung regelmäßig dazu. „Wir sind eh bei pflegebedürftigen Patienten regelmäßig vor Ort, warum dann nicht den Doktor kurz dazu holen und ihm ein aktuelles Live-Bild und Gespräch zum Patienten ermöglichen" so Michael Wehner.

Innovation erfordert natürlich auch Investition in Infrastruktur, Knowhow, die Mitarbeiter und auch in die Arbeitsprozesse, aber „das rechnet sich langfristig auf jeden Fall". Allein in den Zeiten des Fachkräftemangels machen solche Arbeitsbedingungen Micheal Wehner als Arbeitgeber „sehr attraktiv". Die Erfahrungen zeigen, dass der Umgang mit Videosystemen für die Pflegemitarbeiter oft weniger ein Problem ist – „dass kennen die meisten aus Ihrem Privatleben". Wichtig ist dennoch eine entsprechende Schulung und eine individuelle Einführung sowie eine regelmäßige Nutzung, um solche Neuerungen sorgsam und nachhaltig in den Arbeitsalltag zu integrieren.